Freitag, 10. September 2010

Historie

Die 6mR-Yacht "Sleipnir IV" wurde durch den Marine-Regatta-Verein (MRV) des Deutschen Marinebundes als vierte Yacht einer Reihe von vier Yachten gleichen Namens bestellt. Gebaut wurde sie nach dem Entwurf von Henry Rasmussen unter der Baunummer 3296 bei "Abeking & Rasmussen" (A&R)  in Lemwerder bei Bremen. Im September 1938 wurde sie an das Marinearsenal Kiel mit der Segelnummer G38 ausgeliefert.



Die vier 6mR-Yachten der Namensreihe "Sleipnir":

"Sleipnir I",   Baujahr 1934, Bau Nr.2823, Segel Nr. ? ,       
"Sleipnir II",  Baujahr 1935, Bau Nr.2893, Segel Nr. 6 G 17,
"Sleipnir III", Baujahr 1936, Bau Nr.2999, Segel Nr. 6 G 26,
"Sleipnir IV", Baujahr 1938, Bau Nr.3296, Segel Nr. 6 G 38.




Genauso schnell und unermüdlich wie das achtbeinige Pferd Odins sollten diese Yachten werden, um bei der Olympiade den Sieg zu erringen.

war jahrelang in Deutschland vernachlässigt worden und es mussten neue Yachten her, um international Anschluss zu gewinnen.
    
"Sleipnir IV" war für eine Teilnahme an der Olympiade 1940 vorgesehen und wurde dem bewährten Skipper der "Sleipnir II", Kapitän zur See Schütz, übergeben. Dieser startete mit dem Schiff auch zu einer der ersten Regatten in Genua. Im Gegensatz zur alten "Sleipnir II" und "III" war dieses neue Boot mit einem großen Vorsegeldreieck versehen und für extrem leichte Winde konstruiert. 
In den Meldeunterlagen des Kieler Yachtclubs soll für die Kieler Woche 1939 "Sleipnir IV" mit dem Schiffsführer "Korvettenkapitän Rogge" eingetragen sein, der später im Krieg als Hilfskreuzer-Kommandant noch erhebliche Berühmtheit erlangte.

Die Olympische Spiele 1940 fanden aus den bekannten Gründen nicht statt.

Die Yachten des MRV lagen während des Krieges zum Teil in Kiel oder in Flensburg. Der Verbleib von "Sleipnir I" (später Balmung) und "III"  ist unbekannt. "Sleipnir IV" gehört ebenso wie "Sleipnir II" zu den sogenannten "Windfalls", Yachten die seinerzeit als Kriegsbeute von der britischen Besatzungsmacht übernommen worden waren und zur seemännischen Ausbildung genutzt wurden. Nach sieben Jahren beim MRV bleibt das Schiff nun für 23 Jahre beim "British Kiel Yacht Club" (BKYC). 

Linienriss Sleipnir IV
Die Briten lassen 1946 einen neuen, etwas kürzeren Mast anfertigen. Im Weiteren wird ca. 1960 auf der "Ratje Werft" in Kiel-Friedrichsort baugleich mir "Sleipnir II" eine Kajüte und ein kleines selbstlenzendes Cockpit eingebaut, um aus den Regattaschiffen  zivile Tourenboote für die Segelausbildung zu machen. Trotz des Umbaus wurden die Yachten von den Engländern kaum genutzt, lange Zeit standen sie nur im Schuppen. Da sich der Zustand der Yachten ständig verschlechterte und die Pflege der alten Holzschiffe immer mehr Zeit erforderte, entschloss sich der BKYC diese Yachten aus dem Bestand abzuschreiben. "Sleipnir II" ging 1966 als Spende zu den Pionieren (PiBtl 620) in Schleswig.


1968 geht "Sleipnir IV" durch Höchstgebot an den ehemaligen Luftwaffen-Offizier Rolf Dehning aus Kiel. Der Heimathafen wird Strande. Dehning segelt auch in hohem Alter noch ohne Motor und verhilft dem Boot auf der Kieler Förde zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad. Es gibt unzählige Geschichten, wer in dieser Zeit alles auf dem Boot gesegelt sein soll, unter anderem der damalige Bundespräsident Karl Carstens. Als der alte Herr bei einem Autounfall tödlich verunglückt, entschließt sich die Witwe, das Boot zu verkaufen.
Im Mai 1986 erscheint eine Verkaufsanzeige in der "Yacht" und das Boot gelangt nach 18 Jahren bei der Familie Dehning
in den Besitz des heutigen Eigners.

3 Kommentare:

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  3. Schön diesen Blog zu finden. Meine Eltern haben mit ihrem Boot Ende der 70er Jahre im alten Hafen von Strande neben "Sherry" Dehnings Boot gelegen und ich hatte oft Gelegenheit den alten Herren Einhand beim Ein- und Auslaufen zu beobachten und habe ihn auch ein-zwei mal begleitet. Immer hatte ich das Gefühl, ihm etwas im Weg zu sein, er war es halt gewöhnt alleine zu segeln. Er segelte IMMER mit vollem Großsegel, nur Genua, Fock und Sturmfock hat er der Windstärke angepasst. Ich war sehr beeindruckt, dass so ein 6er mehr wie ein U-Boot quer durch die Wellen fährt an statt wie "normale" Boote darüber weg, mit wie viel Krängung diese schmalen Teile segeln und vor allen Dingen, wie schnell die Boote auf allen Kursen sind. Schön, dass die Sleipnir IV immer noch segelt!

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